Formato Cantonale
Kunsthalle (Bourbaki)
In der sozio-kulturellen Landschaft der Schweiz zeichnen sich die verschiedenen Regionen durch gemeinsame Identitätsmerkmale aus, die oft nicht nur mit ihrer geografischen Lage, sondern auch mit der Sprache verbunden sind. In diesem Kontext erscheint die Realität des Tessins als isolierter. Die geografische Lage, durch die Alpenkette vom Rest des Landes getrennt, zusammen mit der Sprachbarriere zu den angrenzenden Regionen, trägt zur Entstehung eines kulturellen Kontexts bei, der teilweise abgekoppelt ist und auf Bundesebene mitunter wenig vertreten wird.
Die isolierte Lage des Kantons Tessin ist jedoch keine ausschliessliche Realität, noch gilt sie für alle. Formato Cantonale, das Arbeiten von Grafikdesigner:innen aus dem Tessin präsentiert, will keine endgültigen Antworten liefern, sondern zur Reflexion über zentrale Aspekte unseres Berufs anregen: die Suche nach Chancen, den Austausch und die Weiterentwicklung.
Ein:e im Tessin ausgebildete:r Grafiker:in steht vor Herausforderungen, die mit der Geografie des Kantons, einem national gesehen sehr spezifischen kulturellen Hintergrund und der Sprache zusammenhängen. Fühle ich mich beruflich mit meinen Wurzeln verbunden – oder bin ich gezwungen, mich von ihnen zu lösen, um anderswo Chancen zu finden? Gibt es einen Unterschied zwischen der heutigen Generation in Ausbildung und jener vergangener Jahrzehnte?
Diese Fragen, die für den Einstieg und die Entwicklung einer beruflichen Laufbahn zentral sind, ergeben sich auf natürliche Weise – und betreffen nicht nur die Realität im Tessin. Das Projekt will daher einen Dialog zwischen verschiedenen Generationen von Fachleuten im Tessin und im übrigen Teil der Schweiz anregen.
Die Fragen, die wir uns heute stellen, werden im Laufe der Zeit keine unveränderlichen Antworten haben, sondern spiegeln die Nuancen einer komplexen Realität wider – und gerade deshalb ist sie interessant zu erforschen.
Konzeption, Kuration und Szenografie: Ruben Bähler, Luca Riva