Symposium 2019

In drei thematischen Blöcken – Type and Techniques, Using and Misusing Tools und Professional (R)evolutions – diskutierten die Gäste des Symposiums das Festivalthema Tools & Rules. Die internationalen GestalterInnen und DesigntheoretikerInnen stellten neue Tendenzen und Technologien vor und gaben Einblicke in ihre eigene Arbeit.

Sechs nationale und sechs internationale GestalterInnen und Designstudios gaben im Rahmen des Symposiums Einblick in ihre Arbeit mit unterschiedlichsten Tools – von traditionellen Techniken und klassischen Designregeln über den Einsatz künstlicher Intelligenz bis zu eigens entwickelten Softwares – und reflektierten dabei die neusten technischen Entwicklungen kritisch. 

Neuste Entwicklungen im Bereich Typedesign wurden im Rahmen des Panles Type and Techniques vorgestellt. Während Dinamo die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Variable Fonts beleuchteten und Beispiele aus ihrer Praxis präsentierten, stellte Massimiliano Audretsch seine Schrift Ciao vor. Ciao ist ein Versuch, mithilfe von Schriftgestaltung die Intonation, Klangfarbe und Betonung einzelner Wörter visuell darzustellen. Selina Bernet lässt sich weniger von technischen Möglichkeiten als von historischen Vorlagen inspirieren und zeigte auf, wie beispielsweise aus dreidimensionalen Betonlettern eine Schrift entsteht. Jungmyung Lees Jung-Lee Type Foundry entwickelt Fonts, die Geschichten erzählen und so bei den LeserInnen Emotionen wecken.

Die Diskussionsrunde Using and Misusing Tools beleuchtete die Arbeit mit eigens entwickelten Gestaltungstools aber auch Gestaltungskonzepten und –regeln, nach denen sich DesignerInnen richten. Jürg Lehni und Ted Davis machen sich beide neuste Technologien zunutze – wenn auch auf unterschiedlichste Weise. Während Lehnis Software-gesteuerter Roboter Otto ganz analog mit Kreide Designs auf eine Wandtafel zeichnet, entwickelte Davis mit basil.js eine Open Source Scripting Library, welche es GestalterInnen erlaubt, gewisse Arbeitsprozesse zu automatisieren. Ines Cox wiederum zeigt sich neusten Technologien und dem Abhängigkeitsverhältnis von Design und Technik gegenüber kritisch. Anders als Lehni und Davis experimentiert die Grafikerin Anja Kaiser weniger mit digitalen Tools als mit aktivistischen Wertesystemen. Kaiser lässt sich von ihrer Haltung gegenüber Feminismus, Geschlechterrollen und asymmetrischen Machtgefügen leiten. 

Das Panel Professional (R)evolutions widmete sich den stetigen Veränderungen, mit denen sich die Gestaltung seit jeher konfrontiert sieht. Seien es technische Neuerungen – die sich beispielsweise Sofia Crespo zunutze macht, indem sie mithilfe künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens gestaltet – oder sich verändernde Arbeitsbedingungen, die Petr van Blokland thematisiert. Er gibt seinen StudentInnen und auch den BesucherInnen des Symposiums Tools mit auf den Weg, die ihnen helfen, den Wert ihrer Arbeit auch in Zeiten automatisierter Prozesse und generischer Designs aufzuzeigen und sagt zum Beispiel, dass Arbeit, die schlecht bezahlt ist und keinen Spass macht, getrost links liegen gelassen werden kann. Während Johanna Siebein vor allem die neuen, sich ständig verändernden Sehgewohnheiten von BetrachterInnen reflektiert, lassen Johnson/Kingston ihre Arbeit teils von eigens codierten Softwares steuern und werfen somit Fragen zu Urheberrecht und Autorschaft auf.

In den anschliessenden Podiumsdiskussionen, moderiert von Jonas Berthod und Miriam Koban, wurde deutlich, dass – trotz unterschiedlicher Herangehensweisen und abweichender Meinungen – das Potential sich verändernder Gegebenheiten und neuster (digitaler) Entwicklungen die Bedrohungen und Unsicherheiten, die damit einhergehen, deutlich übersteigt.

Fotos

Luis Hartl, Luzern