Symposium 2018

Während des letztjährigen Symposiums gewährten GestalterInnen aus aller Welt Einblicke in ihre Arbeit und hielten Vorträge zum Festivalthema Now What?!.

Das diesjährige Symposium erstreckte sich über einen ganzen Tag – dreizehn internationale RednerInnen gewährten den rund hundertvierzig BesucherInnen Einblicke in ihre Arbeit und ihre Biographien. Im Rahmen des Festivalthemas Now What?! diskutierten die Podiumsgäste über aktuelle Tendenzen im Bereich der visuellen Gestaltung und die Zukunft des Grafikdesigns.

Der Berliner Gestalter Eike König erzählte von seinen ganz persönlichen Erfahrungen, die er im Verlauf seiner Karriere sammeln konnte, und gab den BesucherInnen seine Gestaltungsgrundsätze mit auf den Weg. Wieso er für die kommerzielle und zeitweise in Kritik geratene Marke Nike arbeitet waren genauso Teil seiner Ausführungen wie die Regeln, die er sich und seiner Arbeit selber auferlegt hat – eine Präsentation, die zum Nachdenken anregte.

Der Gestalter Ludovic Balland wollte für das Weltformat Graphic Design Festival 2018 nicht bloss ein Festivalplakat gestalten – er entwickelte zusammen mit seinem Team ein grosses Projekt. Unter dem Titel Poster-Talks sammelte er Satzteile von aktuellen Plakaten aus den Sparten Kultur, Kommerz und Politik und setzte diese mit Hilfe der Cut-up-Methode neu zusammen. Als Einstieg zu seinem Auftritt am Symposium zitierte er diese Satzteile im Rahmen einer Performance. Die BesucherInnen erhielten so einen kurzen aber eindringlichen Einblick in die Themen, welche die Gesellschaft 2018 beschäftigten. Während seiner anschliessenden Präsentation stellte Balland weitere Projekte vor wie beispielsweise Documenta 14 Public Paper, für dessen Entstehungsprozess der Grafiker eine ähnliche Herangehensweise wie für Poster-Talks nutzte. Er betonte, dass er je länger je weniger an Kompositionen interessiert sei, sondern insbesondere daran, Instrumente und Rahmenbedingungen zu schaffen, die überraschende und unvorhersehbare Resultate erzeugen.

«Poster in der Stadt sind das Unterbewusstsein der Gesellschaft.» Ludovic Balland über sein Projekt Poster-Talks

Teil der Ausstellung Character Roots, welche aktuelle und historische Arbeiten aus Tschechien zeigte – war eine Videoarbeit der Prager Künstlerinnen, Gestalterinnen und Kuratorinnen Daniela und Linda Dostálková. Am Symposium zeigten die beiden eine Auswahl weiterer audiovisueller Arbeiten und stellten anhand derer ihre Arbeitsweise, Methoden und Prinzipien vor.

Die Präsentation des Grafikduos The Rodina war genauso bunt und aufregend wie ihre Gestaltung. Sie erläuterten, wieso es sich lohnt, Zeit und Energie in Projekte zu stecken, die sich kommerziell nicht auszahlen, deren Entwicklung und Erforschung jedoch trotzdem lohnenswert ist. Das Duo präsentierte Arbeiten, die persönliche Geschichten erzählen und die GrafikerInnen bereits seit geraumer Zeit begleiten. The Rodina schrecken bei ihrer Arbeit nicht vor intimen Einblicken in ihre Gefühlswelt zurück und konfrontieren so BetrachterInnen auf nachdrückliche Art und Weise mit deren eigenen Wünschen, Träumen und inneren Kämpfen.

Die gebürtige Syrerin Ghalia Elskrabi, welche heute in Ägypten lebt, gab einen spannenden Einblick in die Arbeit einer Grafikerin, welche im Mittleren Osten tätig ist; sie nutzt Design einerseits um ihrer persönlichen Geschichte ein Gesicht zu geben, andererseits um politisch und gesellschaftlich brisante Themen anzusprechen und zu dokumentieren.

Auch die chinesischen GestalterInnen Qu Minmin und Jiang Qian , Mei Shuzhi und Li Zhenghong sowie Hou Ying ermöglichten den BesucherInnen einen Einblick in die Welt der chinesischen Buchgestaltung: Die jungen GrafikerInnen, welche ihren Slot von Jianping He, dem Kurator der Ausstellung Chinesische Buchbindung, zur Verfügung gestellt bekamen, präsentierten ihre Arbeit, welche einerseits stark von chinesischen Traditionen und Produktionsmethoden gleichzeitig aber auch von westlichen Einflüssen geprägt ist.

Die anschliessende Podiumsdiskussion wurde von den DesignhistorikerInnen Robert Lzicar (Hochschule der Künste Bern HKB) und Miriam Koban (Uni Fribourg / Hochschule der Künste Bern HKB) moderiert.

Fotos

Luis Hartl, Luzern