Ludovic Balland

Poster-Talks

Ort

Neustahl Keller, Winkelriedstrasse 51 (Innenhof)

Anmerkung

Ludovic Balland wird am Symposium am 30.09.18 einen Vortrag über seine Arbeit halten. Im Anschluss wird er an der Podiumsdiskussion teilnehmen.

Die Ausstellung, die Ludovic Balland als Gestalter des diesjährigen Festivalplakats, konzipiert hat, ist keine Retrospektive seiner bisherigen Arbeit – vielmehr hat der Designer ein Konzept entwickelt, das mit dem Festivalplakat einhergeht.

Poster-Talks geht davon aus, dass ein Plakat ein urbaner Protagonist ist. Zwar stumm, aber er schreibt und bezieht Stellung. Er ist überall anwesend und glänzt durch seine Vielfalt.  Das Projekt zitiert und kombiniert Textauszüge aus Plakaten, die 2017 und 2018 geschrieben wurden. Diese Zitate wurden miteinander gemischt und nach der «Cut-Up» Methode – geprägt durch William S. Burroughs – neu kombiniert.

Die Serie Poster-Talks besteht ausschliesslich aus Unikaten, wobei jedes Plakat eine Gedächtnisaufnahme visuell abbildet. Jedes Plakat ist somit ein Abbild einer Erinnerung und damit einzigartig. Denn Erinnerungen hängen immer von der Umgebung, dem Inhalt, dem Betrachter und der Geschwindigkeit ab. Um die Zufälligkeit und Vielfalt dieser Erinnerungs-Abbilder widerzuspiegeln, wurden die Plakate parametrisch programmiert. Die automatisch generierten Varianten überlagern sich teilweise oder gehen über das Format hinaus und funktionieren also ähnlich wie das Prinzip des Gedächtnisses (Unschärfe, Flüchtigkeit, Fragmente). Ausgehend von den automatisch generierten Versionen wurde jeweils eine zweite Variante komponiert, welche übersichtlicher und besser lesbar wird. Wie auch Erinnerungen nachträglich noch schärfer geformt werden können.

Da Poster-Talks in der deutsch- und französisch-sprachigen Schweiz ausgehängt wird, sind die Plakate in der jeweiligen Sprache geschrieben.

Das Projekt Poster-Talks ist ein urbanes Zeitdokument. Die kombinierten Zitate sind Nonsens, absurd, eine Art urbanes Gedicht. Die daraus resultierenden Plakate sind ein kollektives Gedächtnis über das, was wir konsumierten, was uns politisch vorantrieb und was wir kulturell förderten. Ein Spiegelbild. 

In der Ausstellung Poster-Talks werden die Texte dem Besucher über Lautsprecher vorgelesen. Gerade auf neueren Plakaten agiert die Sprache oft losgelöst von bildlichen Inhalten; sie wird zum Zweck und Gegenstand eines Plakats. Poster-Talks analysiert und hinterfragt die Texte, die auf Plakaten zu lesen sind und untersucht wie unterschiedliche Kommunikationsweisen miteinander interagieren oder sich ignorieren. Dabei steht die Sprachvielfalt im Zentrum. Die Audio-Installation, welche die Textfetzen wiedergibt, unterstreicht diesen Ansatz.

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Festivalplakat Nr. 1 / 217

Mit Ludovic Balland konnte für die Gestaltung des diesjährigen Festivalplakats ein Gestalter gewonnen werden, dessen Arbeit in der Tradition der Schweizer Modernisten der 50er und 60er steht, der diese aber weiterentwickelt und den heutigen Anforderungen angepasst hat. Ballands Werdegang ist einerseits geprägt von seiner Ausbildung an der traditionsreichen Schule für Gestaltung in Basel. Der enge Bezug zu Wolfgang Weingart – selbst ein Schüler der Ikonen des Swiss Style – ist noch heute sichtbar in seiner Arbeit. Andererseits ist er aber auch geprägt von Musikplakaten und Punk-Attitüde.

Balland arbeitet vorwiegend im Bereich der typografischen Recherche, der Buchgestaltung und der Kreation visueller Identitäten. Seine gestalterischen Konzepte zeichnen sich aus durch einen prägnanten Umgang mit Typografie und visuellen Regelwerken sowie einer enormen Präzision und handwerklichen Qualität in der Umsetzung.

Biografie

Ludovic Balland, geboren 1973 in Genf, studierte zwischen 1996 und 2000 Visuelle Kommunikation an der Schule für Gestaltung Basel. Er arbeitete für diverse Designbüros, darunter Dalton & Maag in London oder Müller+Hess in Basel. 2006 gründete er das Büro Ludovic Balland Typography Cabinet. Von 2003 bis 2015 lehrte er Typografie und Art Direction im Masterprogramm sowie Grafikdesign im Bachelorprogramm der École cantonale d’art in Lausanne (ECAL). Seit Anfang 2018 ist er Professor für Typografie und Editorial Design an der HGB Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Zudem ist er Mitglied der Alliance Graphique Internationale (AGI).

Ludovic Balland ist dreifacher Träger des Schweizer Designpreises in der Kategorie Grafikdesign (2003, 2011 und 2012) und wurde 2009 mit dem Certificate of Typographic Excellence des Type Directors Club New York ausgezeichnet. 2016 gewann er den Jan-Tschichold-Preis. Von ihm gestaltete Publikationen werden regelmäßig im Wettbewerb Die schönsten Schweizer Bücher prämiert. Bereits zweimal gewann Balland die Goldmedaille der Stiftung Buchkunst für Schönste Bücher aus aller Welt.

Im vergangenen Jahr erschien sein Buch American Readers at Home. Der Gestalter schlüpft dabei in die Rolle des Journalisten, Fotografen und Herausgebers. Entlang der Frage wie die Bürger der USA News konsumieren, reiste Balland kurz vor Trumps Wahl durch die USA und porträtierte seine Umgebung.

Konzept und Design

Ludovic Balland, Typography Cabinet (Basel)
mit Annina Schepping, Sophia Schindler, Julian Humm